Seine Stimme bleibt

Seine Stimme bleibt

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Gottlob Haag

In memoriam Gottlob Haag

Laß deinen Schritt
auf leisen Sohlen gehen,
daß er die dämmerige Stille
nicht erschreckt.

WILDENTIERBACH – Er ist in aller Stille gegangen, aber seine Stimme wird bleiben: Mit Gottlob Haag, 81, hat uns ein begnadeter Lyriker und ein großartiger Mensch verlassen. Mit seinem Tod ist nach Wilhelm Staudacher die deutschsprachige Mundartlyrik um eine Persönlichkeit ärmer geworden. Beide waren miteinander befreundet und sie haben weit über die Region hinaus ihre literarische und lyrische Stimme erhoben – sie wurden gehört in den Feuilletons und Kulturredaktionen der Rundfunksender, weil sie etwas zu sagen hatten. Gottlob Haag im hohenlohischen Dialekt, Wilhelm Staudacher im fränkischen. „Aus dem Staub dieser Erde gemacht/bin ich nur Stimme, die diese Landschaft/der Sprache erschließt.“

Gottlob Haag stammt aus einfachsten Verhältnissen, erst spät hat er zum Schreiben gefunden, zu seiner Heimat hatte er immer ein inniges Verhältnis, das sich in seiner Naturlyrik so überzeugend-tiefsinnig ausdrückt und meilenweit von Heimattümelei entfernt ist. Doch nicht nur Gedichte, sondern auch Romane, Erzählungen, Essays und Theaterstücke gehören zum Spektrum seines reichen Schaffens. Manchmal komme es ihm vor, als werde ihm die Hand geführt, als könne er selber das gar nicht leisten, hat er einmal gesagt.

Zwei Orte waren ihm heilig: unweit seines kleinen Häuschens am Hang in Wildentierbach das Grab seiner schon 1992 verstorbenen Frau Hilde, wo auch seine Eltern und sein Bruder begraben sind – und die Standorfer Ulrichs-Kapelle auf keltischem Grund. „Hier spüre ich eine innere Kraft an diesem magischen Ort“, war er überzeugt; ein tief religiöser Mensch, der an die Schöpfung, nicht aber an die Amtskirche glaubte.

Sein schöpferischer Geist hat ihm über Schicksalsschläge und eine frühere Krebserkrankung hinweggeholfen. Für ihn war es der schönste Lohn, wenn Menschen nach seiner Gastpredigt in hohenlohischer Mundart aus der Kirche kamen und ihm mit Tränen in den Augen für seine Worte dankten. Das lag wohl daran, dass an ihm und seinen Worten, gesprochen oder geschrieben, rein gar nichts gekünstelt oder berechnend war – vielmehr spürte man eine ganz besondere Ursprünglichkeit, die gerade in der Kargheit seines Ausdrucks nachhaltig wirkte. Und dies auch in der Hochsprache.

Sein großer Förderer, der frühere BR-Studioleiter Wolfgang Buhl, hebt in seinem Essay zum achtzigsten Geburtstag im Oktober 2006 die unbeschreibbare Bescheidenheit Gottlob Haags hervor, der für ihn „der beste Sohn Hohenlohes und einer der andächtigsten Frankens“ ist.

„Vertraue dem Wort/und setze auf das Pochen/deines Herzens/das dich trägt/und am Leben hält“ heißt die erste Strophe eines seiner Gedichte. Dass sein Herz nicht mehr lange schlagen würde, hat er geahnt. Im Krankenhaus durfte er ruhig und zufrieden aus dieser lauten Welt in die Stille einer anderen hinübergehen. Gottlob Haag fehlt uns. Es gibt keinen, der ihn ersetzen könnte. Doch mit seinen Werken bleibt uns sein Geist gegenwärtig. Danke Gottlob für diese Hinterlassenschaft!

Mit den Schwingen des Windes
gleitet mit dem Abschied
der Vogelflug hinab in den Abend

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