Blackmores Night

Blackmores Night

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Ritchie Blackmore © rolf diba

ROTHENBURG – Sie hat es ihnen angetan: schon zum dritten Male fühlten sich Ritchie Blackmore und Candice Night in der „Märchenstadt” Rothenburg wohl. Und sie faszinierten erneut ihre große Anhängerschar. Auf der Taubertal-Eiswiese ertönten verführerische Klänge und es blitzte „Deep Purple“ auf.

Manchmal war es zum Dahinsinken, wenn die leisen Töne angeschlagen wurden, vor allem wenn Ritchie Blackmore etwas von seinen legendären Gitarrenkünsten erklingen ließ, die ihn als Mitbegründer von „Deep Purple” (im Jahr 1968) auszeichnen. Aber auch wenn seine Muse und Ehefrau, die amerikanische Sängerin Candice Night ihre gesanglichen Qualitäten ausspielte, die sich keineswegs in irischen Folkklängen erschöpfen. Kenner wissen natürlich, dass Blackmore längst seinen eigenen Stil hat und ein dafür geneigtes Publikum in überschaubarem Rahmen anspricht. Es geht um die Mittelalterszene und hierbei um Musik der Renaissance, Folkklänge, manches popig interpretiert und schließlich noch verrührt mit Passagen aus vergangenen Hard-Rock-Zeiten.

Blackmores Night © rolf diba

Rothenburg ist dafür sicher die richtige Stadt, denn hier fallen nicht mal wie andernorts auf der Deutschlandtournee die historisch kostümierten nachreisenden Fans auf – Kostümierung ist hier schließlich gang und gäbe. Dass es auf der Bühne auch manchmal mitreissend rockig-popig zugeht, ist nicht zuletzt den übrigen Künstlern zu verdanken, die – ebenfalls historisch gewandet und mit Spitzhut auf – angesichts der beiden Stars leicht ins Dunkel geraten. Dabei sind in der aktuellen Besetzung der „Of Minstrels”, wie die Band heißt, perfekte Musiker zu entdecken, die mehr Rampenlicht verdient hätten.

Candice Night © rolf diba

Zu nennen sind Bard David of Larchmont am Keyboard, Earl Grey of Chimey mit Gitarre und Baß, Lady Lynn, Gesang und Scarlet Fiddler (Violine) sowie Troubadour of Aberdeen (Percussion, Drums). Sicher hätte die gesamte Formation das perfekte Rüstzeug, um durchgängig reinste Hardrock-Töne erklingen zu lassen. Aber schließlich fand Ritchie Blackmore mit seiner Candice den erfolgreichen Weg in einer Verbindung von mittelalterlichen Melodien, mystischen Texten sowie neueren Arrangements und kann dabei nach Belieben das Ganze noch mit Klassikern aus der Deep-Purple-Zeit garnieren. Was will man mehr, denn auch in der Musikkultur gilt es Nischen zu entdecken. Größenordnungen von rund tausend Plätzen sind dem Gitarren-Altmeister ohnehin lieber als die einstigen Massenkonzerte. Wenn zu Füßen der Reichsstadt (im Nachklang des über zehntausend Leute anlockenden Taubertalfestivals) die Deutschlandtournee zum 20-jährigen Bestehen von „Blackmores Night” abgeschlossen wurde, dürfen die Rothenburger dies als Auszeichnung sehen. Das erstemal 2003 hatte der Meister mit seiner Muse stilecht in der Stauferkapelle des Burggartens getafelt. Und auch das Kriminalmuseum hatte es ihm angetan.

Candice Night © rolf diba

Die alten Instrumente vom Dudelsack über die Drehleier oder die Tin Whistle (Flöte) und die Renaissance-Musik des Abends sind in Rothenburg dank der Stadtpfeifferey noch gegenwärtig. Auf der Eiswiese jedenfalls verzauberten Ritchie Blackmore und Candice Night ihr Publikum, wobei es nicht nur seine großartigen Gitarren-Riffs waren, die in eine besondere Klangwelt entführten. Die Musik bräuchte dazu weder Verkleidung noch kitschige Kulissen.  Rolf Diba

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