Neuer OB Dr. Markus Naser setzt auf Miteinander in Krisenzeiten

Neuer OB Dr. Markus Naser setzt auf Miteinander in Krisenzeiten

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Der neu gewählte Oberbürgermeister Dr. Markus Naser. Foto © rolf diba

ROTHENBURG – Überwältigt vom eindeutigen Wahlergebnis zeigte sich Dr. Markus Naser, der mit 60,71 Prozent oder 3376 Stimmen in Nachfolge von Walter Hartl als Rothenburgs neuer Oberbürgermeister gewählt wurde. Damit wird die Stadt nach 14 Jahren weitere sechs Jahre von einem Unabhängigen regiert, denn Naser trat für die Freie Rothenburger Vereinigung (FRV) an.

In der Stichwahl letzten Sonntag hatte die CSU-Bewerberin Martina Schlegl mit 39,29 Prozent das Nachsehen, sie wird aber im künftigen Stadtrat vertreten sein. Die Wahlbeteiligung lag mit fast 62 Prozent bei dieser reinen Briefwahl deutlich höher als vor zwei Wochen mit nur 55 Prozent. In Rothenburg ob der Tauber gibt es 9061 Wahlberechtigte.

Schon von seinem guten Abschneiden mit fast 47 Prozent unter den drei Bewerbern am 15. März sei er überrascht gewesen, sagte Dr. Naser und ,„jetzt aber noch mehr von diesem sagenhaften Ergebnis, wofür ich den Wählern danke!” Er habe sich selbst zunächst eher als Außenseiter gesehen, aber dann nach der Podiums-Diskussion in der Mehrzweckhalle „ein gutes Gefühl“. Der SPD-Kandidat Harry Scheuenstuhl hatte mit 19,63 Prozent schlecht abgeschnitten und schied aus.

Als am Sonntagabend um 19 Uhr absehbar war, wer neues Stadtoberhaupt wird, standen bei Dr. Naser die Telefone nicht mehr still. „Bis nach Mitternacht um 2 Uhr früh klingelte das Telefon, weil es sogar Anrufe aus den USA gab, wo ich letztes Jahr als Gastprofessor arbeitete”, erzählt der Historiker, den man bisher als Vorsitzenden des Vereins Alt-Rothenburg kennt.

Enttäuschung bei der CSU

Während Familie und Eltern im Haus Naser in Wolfsau auf den Wahlsieg mit einem Glas Sekt anstießen, zog zuhause bei der Mitbewerberin Martina Schlegl Ernüchterung und Enttäuschung ein. Die aus Rothenburg gebürtige Leiterin des Grünewald-Gymnasiums in Tauberbischofsheim und die Rothenburger CSU hatten sich für die Stichwahl den Sieg erhofft. „Ich kann nur meinen Wählern danken, mehr gibt es im Moment eigentlich nicht zu sagen”, war ihre erste Reaktion am Wahlabend.

Die OB-Bewerberin der CSU, Martina Schlegl, unterlag mit 39,29 Prozent in der Stichwahl. Foto © rolf diba

Auf Nachfrage meinte sie aber, es sei ihr eine Beteiligung an der unseligen Aktion von SPD und Grünen gegen Dr. Naser unterstellt worden, obwohl sie damit nichts zu tun habe. Auch mit einem Video im Netz sei sie noch verunglimpft worden. Die Frage, ob sie ihr Stadtratsmandat antrete, beantwortete Martina Schlegl mit der Formulierung, sie gehe im Moment „von nichts anderem aus“. Am Montag folgte dann auf ihrer Internet-Seite der Dank für 2.185 Stimmen bei der Stichwahl. Schlegl: „Danken möchte ich insbesondere all denjenigen, die mich über Wochen mit Rat, Tat und viel Zuspruch unterstützt haben. Die Zeit des Wahlkampfes war auch eine Zeit vieler schöner Begegnungen, die ich gerne in Erinnerung behalten werde”. Am Ende habe der Wähler entschieden und Dr. Naser einen klaren Auftrag erteilt. Dafür wünsche sie ihm „in dieser verantwortungsvollen Aufgabe in denkbar schwierigster Zeit viel Erfolg”.

Mit einer Art „konzertierter Aktion” hatten SPD und Grüne – nicht ohne Wissen der CSU – einen Aufruf gegen Dr. Naser „in Sorge um die Zukunft der Stadt” in der Zeitung und auf Plakaten publik gemacht. Dies mit unhaltbaren Anschuldigungen, die Naser sofort sachlich entkräftete. Quer durch die Bevölkerung gab es empörte Stimmen gegen dieses Vorgehen, das dem Stichwahlkampf eine unfaire Note gab. Selbst nach der Wahl zeigen sich noch die Folgen, so gibt es nicht nur bei den Grünen einen Dissens, denn man sieht den Start im Rathaus belastet.

Nach vorne blicken

Souverän zeigte sich am Montag Wahlsieger Dr. Naser: „Was im Wahlkampf gesagt wurde, war Wahlkampf, ich aber möchte mit allen Fraktionen vertrauensvoll zusammenarbeiten, Mißstimmungen sollte man hinter sich lassen”. Jetzt gehe es darum die Corona-Krise parteiübergreifend zu meistern. Der noch amtierende Oberbürgermeister Walter Hartl gehörte zu den ersten Gratulanten und bot seinem Nachfolger an, ihm mit Rat zur Seite zu stehen, was Dr. Naser dankend annahm.

Am Tag nach der Wahl vor seinem künftigen Amtssitz als neuer OB: Dr. Markus Naser von den Freien Rothenburgern. Foto © rolf diba

Auch Hartls Stellvertreter SPD-Bürgermeister Kurt Förster gratulierte bei einem zufälligen Treffen vor dem Rathaus persönlich und gab zu, dass bei der Parteien-Aktion „der Schuß nach hinten losging”. Er setze auf einen Neuanfang und Zusammenarbeit, wobei ihn die SPD-Fraktion wieder als Bürgermeister vorschlagen werde. Käme dies zustande, so baue er, Förster, auf ein gutes Vertrauensverhältnis mit dem neuen Oberbürgermeister.

Der 39jährige Familienvater Markus Naser hat an der Universität Würzburg einen Lehrstuhl für Landesgeschichte als verbeamtete Stelle. Beim Verein Alt-Rothenburg sucht man jetzt einen neuen Vorsitzenden. Und was sieht Rothenburgs neuer Oberbürgermeister als dringlichste Aufgabe, wenn er im Mai sein Amt antritt? Dr. Naser: „Aktuell kann man gar nicht mehr machen, als Krisenmanagement betreiben. Wir müssen alles dafür tun, dass unsere Rothenburger Unternehmer, Einzelhändler, Selbständige dies wirtschaftlich überleben”.

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Vor allem hat die Stadt, wie Dr. Naser hervorhebt, „gewaltige finanzielle Einbußen durch die Corona-Krise, da der Tourismus momentan völlig ausfällt”. Und: „Gestalten wird man erst in ein paar Monaten können, wenn man weiß wie es weitergeht und wie der definitiv neu aufzustellende Haushalt aussieht”. Die dringlichen Aufgaben, so Markus Naser, sorgten sicher dafür, „dass alle Fraktionen im Interesse der Stadt zu einem vertrauensvollen Miteinander finden”.

ROLF DIBA

1 KOMMENTAR

  1. In der weltgeschichtlich, weniger pathetisch: seuchengeschichtlich einzigartigen Lage bin ich persönlich froh, als künftigen OB demnächst einen hoch überlegten und kreativen Menschen zu haben.
    Herr Dr. Naser hat es schon gesagt bzw. angedeutet, dass auch in Rothenburg nichts so bleiben wird wie bisher – auch nicht nach neuen örtlichen Massentests oder gar künftigen Massenimpfungen. Eine neue Normalität wird nach dem Abklingen des Schlimmsten nicht einfach wieder die alte sein. Das sollte langsam und gründlich ins Bewusstsein aller Bürger sickern.
    Alles muss, angefangen noch in diesem Jahr, dauerhaft auf den Prüfstand, weil die Lasten aus der Seuche uns viele Folgejahre lang nicht nur beschäftigen, sondern plagen werden. Konkret in der Geld-, Steuer-, kurz: in der Haushaltfrage.
    Für diese neue Lage sind Betonköpfe einfach nicht mehr zu brauchen. Sie sind verbraucht und ihre Ära ist total vorbei, ihre unbestreitbaren alten Verdienste sind nur noch Vergangenheit – papierene Stadtgeschichte. Traurig genug, dass einige wieder im Rat sitzen oder neue Vertreter aus dem Hintergrund zu steuern versuchen. Hut ab vor der jüngsten Erklärung eines Teils der GRÜNEN. Ihr Wahlprogramm enthält auch für den neuen OB viele sehr umsetzenswerte Ziele. – Frau Schlegl ist mir aus der Schulzeit unseres Jüngsten als integer bekannt (damals Frau Heer).
    Ekkehart Tittmann Rothenburg

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