Ist es die Tauberbischofsheimer Schulleiterin Martina Schlegl,48, für die CSU oder der Historiker Dr. Markus Naser, 39, für die FRV (Freie Rothenburger Vereinigung)? Und dabei wird es, den Umständen geschuldet, nicht mal eine Wahlparty geben. Man rechnet mit einer Wahlbeteiligung, die über den 55 Prozent vom 15. März liegt.
Das Rathaus, in dem sonst interessierte Bürger die Ergebnisse auf Leinwand und die Auszählung verfolgen konnten, bleibt diesmal verschlossen. „Wir werden telefonisch gratulieren müssen”, sagt der parteilose Oberbürgermeister Walter Hartl, der nach 14 Jahren nicht mehr antritt. Und auch die üblichen Wahlpartys der Parteien in den Gasthöfen entfallen, denn es hat niemand mehr geöffnet und außerdem sind Gruppenansammlungen verboten.
Schon der bisherige Wahlkampf litt unter den „Virus-Erscheinungen“, denn die letzte für den 10. März geplante große Podiumsdiskussion in der Reichsstadthalle mußte aus Sicherheitsgründen ausfallen. Im Wettstreit der drei Bewerber hatte SPD-Kandidat Harry Scheuenstuhl mit 19, 63 Prozent das Nachsehen und wurde weder in den Stadtrat noch in den Kreistag gewählt.
„Näher zusammenrücken“
Liest man die Wahlschriften, so haben die Bewerber nur das Beste für die Stadt im Auge, wobei es einige Nuancen gibt. Dabei betont Martina Schlegl (sie wurde bereits in den Stadtrat gewählt) dass sie aktuell schon als Schulleiterin „im Krisenmanagement gefragt” sei. Sie stellt „die Chance, als Stadtgemeinschaft noch enger zusammenzurücken” heraus. Schlegl: „Dazu möchte ich als Oberbürgermeisterkandidatin und gebürtige Rothenburgerin meinen Teil beitragen für eine soziale, vielfältige und solidarische Stadt über alle Parteigrenzen hinweg!”
Dr. Markus Naser ist als Alt-Rothenburg-Vorsitzender seit Jahren mit Stadterhaltung und -entwicklung befaßt (er hat einen Lehrstuhl für Landesgeschichte an der Uni Würzburg und Gastprofessuren in den USA). Der Historiker hebt die „sinnvolle und langfristig orientierte Stadtentwicklung hervor” und will sich als parteipolitisch Unabhängiger für „eine fraktionsübergreifende, ergebnisorientierte Arbeitsweise” einsetzen. Naser macht deutlich, dass man die anstehenden Aufgaben nur im guten Zusammenwirken mit allen Fraktionen und der Verwaltung bewältigen könne. Er wolle aufgeschlossen und engagiert die Aufgaben anpacken.

Die zwei zurückliegenden Wochen, zwangsläufig ohne Wahlversammlungen oder Hausbesuche, wären eigentlich ziemlich ruhig verlaufen. Doch eine gemeinsame Aktion von SPD und Grünen sorgte im Wahl-Endspurt für ungeahnte Turbulenzen und heftige Reaktionen aus der Wählerschaft.
Die „Keine-Empfehlung-Aktion“
In der Presse äußerten sich drei wiedergewählte und zwei ehemalige Stadträte (eine Stadträtin) namens ihrer Parteien „in größter Sorge um die Stadt” und betonten, es gäbe deshalb „keine Empfehlung für Dr. Naser”, vor dem man thesenartig regelrecht warnte. Allerdings reichte es den Initiatoren auch nicht für eine CSU-Empfehlung. Die Behauptungen gegen den FRV-Bewerber wurden tags darauf von Dr. Naser in einer Erklärung als unwahr zurechtgerückt und klargestellt.
In der Bevölkerung aber gab es quer durch die Parteien empörte Reaktionen gegen das Vorgehen, sichtbar u.a. in sozialen Netzwerken, wo sogar ein spontan dazu kreiertes satirisches Polit-Kasperletheater als Video die Runde machte. In den zahlreichen empörten Leserbriefen wurde die SPD z.B. gefragt, ob man die Niederlage nicht verkraftet habe, weil man den Kandidaten derart verunglimpfe. Die scheidenden Grünen-Stadträte hätten damit ihren Nachfolgern „einen Bärendienst erwiesen“ und die Aktion sei „völlig ohne Niveau”.
Dass der Schuss nach hinten losging, zeigte sich auch in den eigenen Reihen: Fünf Grüne, darunter eine neu gewählte Stadträtin und langjährige Kreisrätin, distanzierten sich in einer Erklärung, denn hier sei man „deutlich über das Ziel hinausgeschossen”. Gefordert wird statt dessen ein „respektvoller Umgang”.
Sachlichkeit bei den Bewerbern
Bei der CSU und ihrer Bewerberin Martina Schlegl betont man die anstehenden Notwendigkeiten und stellt das kommunal nötige Corona-Krisenmanagement heraus. Ebenso setzen Dr. Naser und die FRV auf Gemeinsamkeit im neuen Stadtrat, der ab Mai im Amt ist, denn es gelte die vielen Aufgaben anzupacken, die jetzt wirklich dringlich seien.
Soweit mir bekannt ,gab es seit dem Mittelalter nie eine Frau als Bürgermeister in Rothenburg o.d.T
Abgesehen von politischen Gesinnungen , sollte die Zeit jetzt gekommen sein !