Ein begnadeter Dirigent und Komponist

Ein begnadeter Dirigent und Komponist

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Helmut Weigel an seinem 103. Geburtstag am 3. Februar 2020. Foto © rolf diba

ROTHENBURG OB DER TAUBER – „Ich freue mich auf unser nächstes Treffen!” hat  er noch zuversichtlich, geistig fit und munter wie immer, beim Abschied gesagt und mit dem Sektglas angestoßen. Das war Anfang Februar im Familien- und Freundeskreis bei der Feier zu seinem 103. Geburtstag. Jetzt ist der Musikdirektor, Komponist und Dirigent Helmut Weigel verstorben. Er hinterläßt ein großes musikalisches Erbe. Für seine Verdienste erhielt er das Bundesverdienstkreuz und die Verdienstmedaille der Stadt Rothenburg.

Sein Lebenswerk ist mit den Städten Heidenheim an der Brenz und Rothenburg eng verbunden. In der Tauberstadt hatte er schon in der Nachkriegszeit das Musik- und Kulturleben mit Ausstrahlung in die Region entscheidend geprägt. Hier gründete er ein Sinfonieorchester, inszenierte und dirigierte im Klostergarten bereits 1952 große Opern-Aufführungen wie „Orpheus und Eurydike“ und war zuletzt Stadtkapellmeister. Sein Publikum kam schon damals auch viel aus dem Hohenlohischen. Die Breslauer Sopranistin Jolanthe Hielscher wurde seine Frau und mit ihr zusammen folgte er dann 1958 dem Ruf nach Radolfzell als Städtischer Musikdirektor.

Doch die große Karierre mit den bis heute sichtbaren Spuren des musikalischen Erfolgs begann 1964, als er nach Heidenheim ging und dort das vorhandene Blasorchester fortentwickelte und bald ein großes Sinfonieorchester formte. Nicht nur als Chefdirigent des Schwäbisch-Fränkischen Sinfonieorchesters machte er sich einen Namen, sondern zuletzt auch noch als Begründer der Heidenheimer Opernfestspiele.

Andere hätten sich auf diesem großartigen Erfolg ausgeruht. Nicht so der unermüdliche Helmut Weigel, dem die Musik in die Wiege gelegt war und die Arbeit zur Berufung wurde. Sein Talent gereichte ihm sogar im Krieg zum Glücksfall: „In russischer Gefangenschaft durfte ich ein Orchester gründen”, das bei den Russen anerkannt war, erzählte er einmal. Anstatt mit 70 Jahren aufs Altenteil zu gehen, kehrte der in Berlin ausgebildete Kapellmeister in seine Heimatstadt Rothenburg zurück und legte hier nochmals richtig los. Helmut Weigel begründete als Chefdirigent die Meisterkonzerte in der Reichsstadthalle, die in der ganzen Region Zuspruch fanden. Selbstredend, dass er dazu nur die besten Musiker verpflichtete und namhafte große Orchester in die Stadt holte, die er wie ein wahrer „Maestro“ dirigierte.

Die Musik sein Lebenselixier: Helmut Weigel als über Hundertjähriger zuhause am Klavier. Foto © rolf diba

Erst im Alter von 85 Jahren gab er schließlich den Dirigentenstab an einen Jüngeren weiter. Dem nicht nur wegen seines Könnens, sondern auch seiner herzlichen und aufrichtigen Art geschätzten Musiker sollten noch fast zwei weitere Jahrzehnte im Ruhestand vergönnt sein. Eine Zeit, die er bis zuletzt geistig rege und in guter körperlicher Verfassung erleben durfte. Manchmal saß er noch an seinem Klavier und spielte eigene Kompositionen oder Werke seiner Lieblingskomponisten. Die Musik war sein Lebenselixier.

Der 103. Geburtstag war nochmal ein schönes Wiedersehen mit der Familie und den Enkeln sowie mit Wegbegleitern und Freunden. Helmut Weigel ist letzten Mittwoch zuhause ruhig eingeschlafen. Am  Mittwoch, dem 18. März, wird er um 13 Uhr auf dem Rothenburger Friedhof beigesetzt.      ROLF DIBA

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