Mit einer Gruppe von Malern war er 1994 entlang der Romantischen Straße nach Rothenburg gekommen und erinnert sich mit diesen Worten an die erste Begegnung: „Als ich die Doppelbrücke betrat, die Tauber überquerte und auf den Hügel blickte, auf dem die Stadt thront, da fühlte ich schlagartig, dass ich hier wohnen, leben und malen wollte, ja besser gesagt mußte!” Und wenn er sagt, er wollte mit den Mauern und der alten Stadt ins Zwiegespräch treten, dann ist das keine Floskel.
Der frühere Professor für Kunst und Philosophie hat die Millionenstadt Tokio mit der provinziellen Kleinstadt getauscht und sich in Rothenburg nach kurzer Zeit in das gesellschaftliche Leben integriert. Er wollte die Rolle als „Reingschmeckter” nicht lange ausfüllen, fand schnell Zugang zu den zurückhaltenden Franken, es entstanden Freundschaften durch die Mitgliedschaft im Künstlerbund und im Tennisclub mit seinen Fähigkeiten als Tennislehrer sowie durch seine Liebe zur Musik.
Seine bescheidene entgegenkommende Art trug dazu viel bei. Dankbar erzählt er heute von der freundlichen Aufnahme im Tauberstädtchen. Den Entschluss habe er nie bereut und bei aller Freude auf die Rückkehr zur Familie mit Sohn (er ist Richter) und Tochter (eine Modedesignerin) in Japan dürfte sich dann ein bisschen Heimweh nach Rothenburg einschleichen.
Im Gespräch mit dem Künstler kommt seine Geisteshaltung zum Ausdruck: Herz und Philosophie, so betont er, gehöre zur Kunst, ebenso sei die Erziehung sehr wichtig. Und so hat der Begriff von „Seelenbildern” für ihn eine tiefe Bedeutung. Formen und Farben entstehen aus innerster Betrachtung und haben sich immer mehr zur unverwechselbaren „Takeyama-Handschrift” herausgebildet.
Perfektion der Japaner
Die Genauigkeit, wie sie die Japaner lieben, hat er wie alle seine Fertigkeiten schon aus der Heimat mitgebracht. Japanische Ästhetik und die Stimmung des Vergänglichen gelingt es mit westlichen Betrachungsweisen in den Bildern zu vereinen. Houkou Oki, Kirchenoberhaupt der japanisch-buddhistischen Kirche lobt seine „hohe Kunst“ in Farben und Zeichen, sein „gläubiges Herz und seine kultivierte Mal- und Zeichentechnik“ hätten sich zu besonderer Ausdruckskraft vereint.
Sein reich bestücktes Atelier, das noch bis Ende des Jahres besucht werden kann, erlaubt Einblicke in die Vielfalt seines Schaffens. Die zwanzig Bilder im Rothenburg-Museum umfassen einen nur kleinen Querschnitt seiner Arbeiten. Mit seiner kreativen Rothenburg-Sicht, abstrahiert und in kräftigen Farbkompositionen, darf man ihn getrost an die Seite der großen Künstler stellen, die seit dem 19. Jahrhundert die Altstadt entdeckt haben. Kandinsky und Spitzweg gehören dazu. Man spürt wie sehr seine Bilder aus innerer Emotionalität entstanden sind, manche Motive wirken märchenhaft oder gar paradiesisch. faszinierend auch seine gemalte Umsetzung des Weiblichen und seine Aktbilder. Es sind seine „Seelenbilder“, entstanden aus der Zwiesprache mit der alten Stadt, ihren Bauten, ihrer Landschaft und ihren Menschen.
In Japan hatte Eichii Takeyama – der in Asakusa (Stadtteil von Tokio) geboren ist – als Kunstprofessor der Universität und Maler einen vielversprechenden Weg eingeschlagen und sich dann doch für Rothenburg entschieden. Anerkennungen und Preise zeugen neben einer langen Liste an Ausstellungen seit Ende der sechziger Jahre (vor allem in Tokio) von seinem guten Ruf als internationaler Künstler.
Mit seinen Beziehungen und viel persönlichem Engagement hat er die Städtepartnerschaft Rothenburg-Uchiko und andere Verbindungen nach Japan hilfreich unterstützt, ebenso zum fünftgrößten Flughafen der Welt Haneda, wo er ausstellte. Er habe erfolgreich „kulturelle Brücken gebaut als japanisch-fränkischer Künstler von Rang“, würdigte ihn die Stadt.