Schließlich war schon die Gründung 2008 im Toppler-Gedenkjahr (zum 600. Todestag des großen Rothenburger Bürgermeisters Heinrich Toppler) ein Wagnis, weil es ja nicht um eine Laienbühne, sondern um ein Freilichttheater mit fest verpflichteten Schauspielern in den Sommermonaten ging. Landesweit erlebte man eher Schließungen.
Zuschüsse entscheiden
Auch die fernsehbekannte Gerit Kling hat am Toppler Theater schon Regie geführt und besuchte kürzlich wieder Rothenburg. Erst im Spätherbst wird man – bei dann hoffentlich besser absehbaren Corona-Lage – für 2021 entscheiden, welche Stücke unter welcher Regie aufgeführt werden. Möglichkeiten gibt es genug. Als zweite Eigenproduktion wäre in diesem Jahr „Verliebt in Lotte“ als Uraufführung von Carsten Golbeck gestanden, ein Theaterstück mit Liedern nach Goethes Werther. Es könnte nächstes Jahr nachgeholt werden.
Klaus Pohl engagiert sich für Topplerbühne
Zum Saisonabschluss stand diesmal überraschend der bekannte Burgschauspieler, Dramatiker und Autor Klaus Pohl, der das Theater als fachlicher Ratgeber mit ins Leben gerufen hatte, nochmal kurz auf der Bühne. Der gebürtige Rothenburger lebt in Wien und New York, dazu kommen Verpflichtungen an vielen großen Bühnen (Berlin, Hamburg etc), aber auch in ZDF-Fernsehproduktionen.
Aktuell ist er mit seinem Hörbuch „Sein oder Nichtsein” (Erinnerungen an Peter Zadeks Hamlet-Inszenierung) in den großen deutschen Feuilletons im Gespräch. 2021 erscheint es gedruckt. Zusammen mit seiner Frau, der Sängerin Sanda Weigl aus New York, machte er zwischen Berlin und Wien (Auftritt im Theater an der Josefstadt) nach vielen Jahren einen Rothenburg-Besuch.
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Pohl hatte in den Sechzigern beim Obsthändler Wankerl als Lehrling angefangen und ging dann nach München, um die Schauspielerei zu entdecken (später Max-Reinhard-Schule für Schauspiel in Berlin). Bald galt er als einer der erfolgreichsten deutschen Dramatiker. Sein berühmtes Stück „Das alte Land“ von 1984 ist aktueller denn je: es geht um Konflikte zwischen Flüchtlingen und Alteingesessenen. Es wurde an vielen großen Bühnen gespielt. Mit dem Roman „Die Kinder der preußischen Wüste“ machte er 2011 von sich reden. Die Liste ist lang, was seine Rollen anbelangt – der Horatio in Hamlet sei vor allem genannt. Doch trotz seiner großen Erfolge ist der 68jährige immer seiner Heimatstadt Rothenburg treu geblieben, hier konnte kürzlich seine Mutter den 90. Geburtstag feiern.
Rothenburg ist sogar als Theaterstadt in einem historischen Deckengemälde am Burgtheater verewigt, berichtet Klaus Pohl. Der Maler Ernst Klimt (1864 – 1892) hat dort „Hanswurst auf der Jahrmarktbühne” am Herterichsbrunnen verewigt. Die Weltbekanntheit Rothenburgs sei ideal für die neue Bühne, sagte Pohl und zeigte sich nach einem Gespräch mit dem Toppler-Theaterteam begeistert: „Meine Eindrücke sind euphorisch, für einen Theatermenschen ist mehr Glück kaum denkbar!”, strahlte er auf der Topplerbühne und möchte nächstes Jahr mit seiner Hamlet-Lesung hier auftreten. Außerdem ist sein Rothenburg-Roman im Entstehen.
Erinnerung an das Burgschauspiel in den Fünfzigern
Das Toppler-Theater hat sich in den dreizehn Jahren nicht nur einen großen Stamm an namhaften Schauspielern und Regisseuren aufgebaut, sondern auch das Theater in der fränkisch-hohenlohischen Region gut etabliert. Damit knüpft man erfolgreich an die mehrjährige Tradition des Rothenburger Burgschauspiels an, das bis 1953 (ebenfalls im Klosterareal) als professionelles Theater gegründet worden war, aber schon nach drei Jahren wegen mangelnder Unterstützung nach Dinkelsbühl zog, wo es sich zur heutigen großen Landesbühne entwickelt hat.
Erich Landgraf und Jürgen Klatte von der Theaterleitung blicken nach einem aufregenden Theatersommer zuversichtlich ins neue Jahr. Am 23. Juni 2021 könnte Premiere sein, wenn die Zeiten nach Corona besser werden. Klaus Pohl zweifelt nicht an der Rothenburger Theaterzukunft. Im Sinne von Klimts Gemälde habe das Toppler Theater mit Erfolg eine Kultur-Lücke geschlossen, Pohl: „Rothenburg ob der Tauber gehört nach wie vor zum Welttheater!“
ROLF DIBA
Der Link zum aktuellen Video mit Klaus Pohl: