Gefragter Tante-Emma-Laden

Gefragter Tante-Emma-Laden

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Immer rastlos: Firmeninhaber Klaus Endreß. Foto © rolf diba

ROTHENBURG OB DER TAUBER – Sie werden immer mehr zur Rarität  und dabei scheint ihre Anziehungskraft zu steigen: die Rede ist von den „Tante-Emma-Läden”. Früher kannte man auf dem Lande oder in Kleinstädten nichts anderes, aber längst beherrschen riesige Lebensmittel- und Verbrauchermärkte das Terrain, deren Hallen stehen sogar auf der grünen Wiese. Umso mehr sind kleine, familiengeführte Traditionsläden gefragt, so wie zum Beispiel Früchte und Feinkost Endreß in Rothenburg ob der Tauber – in seiner Art wohl nicht nur in der Stadt einzigartig. Vor allem als Familienbetrieb, der schon bald 85 Jahre besteht und zu dem auch noch eine kleine Pension gehört.

Zu diesem legendären Tante-Emma-Laden paßt alles. Angefangen von dem beeindruckenden alten Fachwerkhaus über die einmalige Lage am historischen Markusturm-Ensemble mitten in der Altstadt bis zur Ladeneinrichtung mit unbeschreiblicher Vielfalt auf engstem Raum. Gerade das scheinen die Kunden zu schätzen. Nicht nur Früchte, Gemüse, Käse, Wurstwaren und Feinkost sind zu entdecken, auch bei Süßem wie Schockoladen und Pralinen wird man fündig. Erlesene Frankenweine dürfen nicht fehlen.

Senior Erich Endreß hilft noch jeden Tag im Laden mit. Foto © rolf diba

„Ruhetag gibt es in der Saison keinen“, sagt Ladeninhaber Klaus Endress: „Sieben-Tage-Woche im Sommer ist normal” schmunzelt er. Immerhin hat er 40.000 bis 50.000 Artikel in seinem Sortiment, wie er erzählt, und das meiste davon auf engstem Raum in den verschachtelten Abteilungen des Ladens im Erdgeschoss. Es sind Dinge des täglichen Gebrauchs. Endreß: „Alles, was es in der Stadt sonst nicht mehr gibt, von der Glühbirne bis zum Kochlöffel – und auch einiges, wo der Kunde in Erinnerungen schwelgen kann wie bei Modellautos, Eisenbahnen oder auch Dampfmaschinen”.

Und mit ihrer Pension „Elke“ mit den malerischen Zimmern unterm Dachgebälk – Blick zum Storchennest auf dem Markusturm inklusive – hat sich die Familie Endreß auch ihre Stammgäste erworben. Im Internet ist das eine Art Geheimtipp. Dort schwärmen Gäste von der Freundlichkeit des Vermieters sowie dem Service und loben das umfangreiche Frühstück mit guten Produkten aus dem Laden.

Für Klaus Endreß ist der Laden Lebensinhalt und er liebt den Kontakt mit den Kunden. Foto © rolf diba

Ein kleiner Supermarkt, so wie man ihn am ehesten in südlichen Ländern noch findet,  zeigt hier mitten in der Altstadt hartnäckig Beständigkeit. Dass Spielwaren und besondere Sammlerstücke zwischen der Käsetheke und dem Obstregal stehen, dazu Modellbausätze für das Eisenbahngelände, macht den Reiz des Ladens aus. Das vielseitige Sortiment erfüllt auch besondere Wünsche.

Auch viele Internet-Bestellungen

Die zahlreichen großen Verbrauchermärkte vor der Altstadt können den Geschäftserfolg der Familie Endreß nicht schmälern. Überdies versteht es Klaus Endreß auch noch ausgesuchte Artikel erfolgreich über das Internet zu vertreiben. Abgesehen von der großen Nachfrage bei Touristen hat der Laden bis heute eine große und dankbare Stadt-Kundschaft, die den alltäglichen Einkauf in der Altstadt schätzt.

Heike Wüst, geb. Endreß, gehört schon über drei Jahrzehnte zum Familienteam des Feinkost-Ladens. Foto © rolf diba

„Immer beliebter werden unsere Spezialitäten aus Fernost wie Japan und China. Von der naturgebratenen Sojasoße bis zum Klebreis” freut sich Klaus Endreß, sein Geschäft gilt besonders bei asiatischen Gästen als Geheimtipp. Seine Schwester Heike Wüst ist selbst schon 35 Jahre im Team dabei, man trifft sie auch häufig an der Kasse. Viel Spaß macht ihr dabei der tägliche Kundenkontakt und „dass  ich in der Familie mit Vater und Bruder zusammenarbeiten kann“, wie sie betont.

Zwischen den Regalen begegnet man immer wieder dem Senior Erich Endreß fleißig bei der Arbeit. Dessen Eltern hatten 1935 das Geschäft begründet. Mit 81 Jahren steht er noch täglich von früh halbacht bis manchmal abends halbneun Uhr im Laden, Ruhestand ist für ihn ein Fremdwort: „Daran denk ich eigentlich noch nicht”, schmunzelt er auf meine Nachfrage.

Ein malerisches Fachwerkhaus am Markusturm: Früchte und Feinkost Endreß mit Pension Elke. Foto © rolf diba
 „Diesen einmaligen kleinen Einkaufsmarkt zu besuchen, ist ein Muß“ hat ein Kunde im Internet angemerkt. Mancher Großstädter schätzt beim Tauberstadtbesuch, „dass es sowas noch gibt!“ Vielleicht ist es ja genau dieses verloren gegangene Einkaufserlebnis, das die Leute wieder fasziniert. Eines, zu dem der Plausch über alles Mögliche an der Ladentheke und die Herzlichkeit mit ganz persönlichem Service gehören. Solche familiengeführten Läden prägten früher unsere überschaubare Einkaufswelt, noch ganz ohne Internet-Einkauf oder riesige Verbrauchermärkte. Und sie boten das, was heute eher werbende Worthülsen sind: ein wirkliches Einkaufserlebnis!
                                                            Rolf Diba

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