ROTHENBURG – Wie allerorts in diesen Corona-Zeiten ist auch das Kulturleben weitgehend erlahmt. Dies hat den regional erfolgreichen privaten Kulturbetrieb „Kunst Kultur Korn” in Rothenburg dieses Jahr besonders hart getroffen. Man hatte sich mit entsprechendem Programm auf das 25jährige Jubiläum eingestellt und mußte statt zu feiern allles streichen, was noch in diesem Jahr geplant war. „Die Beschränkungen treffen uns sehr hart, aber wir blicken trotzdem zuversichtlich ins nächste Jahr”, betont Kulturleiter Robert Hellenschmidt.
„Vorstellungsbetrieb eingestellt” heißt es schlicht vor Ort und auf der Netzseite: „Die strengen Auflagen und Abstandsregeln lassen keinen geordneten Kulturbetrieb mehr zu!” Deshalb hatte man bereits alle für das zweite Halbjahr geplanten Veranstaltungen abgesagt, einige davon sollen aber nachgeholt werden. Den vorerst letzten Bühnenbetrieb erlebte die architektonisch imposante Korn-Halle in der Würzburger Straße anfang März mit dem Musik-Auftritt von Carolin No und Andreas Obieglo und ihrer gesungenen Poesie.
Geplante Veranstaltungen wie die mit den bekannten Kabarettisten Helmut Schleich oder Florian Schroeder fielen unter anderen Angeboten bereits den Corona-Vorschriften zum Opfer. Die zeitweilige Hoffnung, es könne dann in diesem Herbst und Winterhalbjahr doch noch weitergehen, hat sich schnell ganz zerschlagen. „Mit nur noch 50 erlaubten Plätzen ist der Betrieb nicht möglich” betont Robert Hellenschmidt. Schließlich hält man in der oberen galerieähnlichen Etage des Autohauses im Normalbetrieb 470 Sitzplätze und eine gut ausgestattete Bühne vor. Um einigermaßen wirtschaftlich hinzukommen bedarf es einer durchweg guten Auslastung, denn die bei Korn auftretenden Künstler gehören oft zur ersten Garde und deren Gage will erstmal eingespielt sein. Hinzu kommen die fehlenden Emotionen für solche Auftritte, denn mit maximal fünfzig Leuten kann der Saal nicht toben.
Unternehmerische Kreativität
Es ist das große Verdienst des Unternehmers Karl Korn, vor 25 Jahren den modernen Glas-Stahl-Rundbau im Autohaus für den öffentlichen Kulturbetrieb geöffnet zu haben. Dabei hatte er den Initiator und künftigen Kulturmanager bereits als Verwaltungs-Angestellten im eigenen Haus: Robert Hellenschmidt (auch Jazz-Musiker und Karikaturist) zeichnet bis heute für die anspruchsvolle Kulturlinie mit überregionalen Erfolgen verantwortlich. Unternehmer Peter Korn setzt das Erbe seines Vaters seit Jahren überzeugt und begeistert fort und will dies auch nach Corona weiterhin tun. Dies trotz der Probleme in der Automobilbranche, die den Daimler-Benz-Vertreter auch noch belasten.
Dank der Korn-Initiative kamen Künstler nach Rothenburg, die man sonst hier kaum gesehen hätte, denn es gab und gibt keinen vergleichbaren städtischen Kulturbetrieb. So hat sich dieser privatwirtschaftliche Veranstaltungsort nicht nur ergänzend zum städtischen Kulturleben (das inzwischen vielfältiger ist) entwickelt, sondern er bot ein sicheres und anspruchsvolles Kultur-Kernangebot, für das andernorts Städte viel Geld ausgeben müssen. Abgesehen davon ist jede Korn-Veranstaltung zugleich ein gesellschaftliches soziales Ereignis mit Begegnungen und Gesprächen in einer architektonisch reizvollen Umgebung, meilenweit von mancher Mehrzweckhallen-Atmosphäre entfernt.
Der Rückblick auf 25 Jahre Korn-Kulturprogramm läßt viele Höhepunkte aufblitzen, Musik (darunter herausragender Jazz) und Kabarett, Kleinkunst und viel Ausgefallenes ließen das Korn-Angebot zum Magneten für Besucher aus der weiten Region werden. Götz Alsmann, Piet Klocke, Pelzig, Günter Grünwald, Urban Priol oder Reiner Kröhnert seien beispielhaft genannt. Oder in der Musik von Wolfgang Niedecken über die Frankfurter Jazz Big Band bis zu besonderen Leckerbissen wie Quadro Nuevo, die russische Kammerphilharmonie oder das Pasadena Roof Orchester sowie Georg Ringsgwandl und Band. Julia Neigel, Paul Kuhn und Constantin Wecker sind zu erwähnen.
Ausstrahlung in der Region
Mit Chris Barbers Jazzband hatte 1995 die Erfolgssreihe vor ausverkauftem Haus begonnen. Über 800 Künstler und 120 000 Besucher bei rund 500 Veranstaltungen sind die rein statistische Bilanz nach einem Vierteljahrhundert Kulturarbeit, dahinter steckt viel Organisation und Kreativität, was sich aber gelohnt hat. Hier zeigt sich wie wertvoll private Initiative für die Kultur gerade in der Kleinstadt sein kann. Manchmal muß sie dabei auch Widerstände überwinden, wie man bei Korn auch zu berichten weiß. Oder es scheitern Vorhaben an immer strengeren Vorschriften, so zum Beispiel zum Brandschutz – dazu hatte es schon heftige Auseinandersetzungen mit der Stadt gegeben, die drohte sogar zeitweilig den Kultur-Betrieb einzustellen. Inzwischen ist jedoch alles geregelt.
„Jetzt haben wir noch als einziges die bis April laufende Portrait-Bilderausstellung von Petra Maier in der Halle“, erläutert Robert Hellenschmidt. Wie üblich garnieren längere Kunstausstellungen im Galerie-Rundgang jedes Jahr das Bühnenprogramm. „Der Sänger Markus Engelstaedter und Band hatten uns noch im Februar einen musikalischen Höhepunkt mit „The Magic of Queen Classic” vor begeistertem Publikum beschert”, erzählt der Kulturleiter. Da ahnte noch niemand, dass bald für lange Zeit Schluß sein würde.
Nun konzentriert sich der Veranstalter umso mehr auf „einen hoffentlich wieder normalen Betrieb“ im Herbst nächstes Jahr. „Da wollen wir 2021/22 vieles nachholen und Neues dazubringen”, sagt Robert Hellenschmidt. Die wichtigste Botschaft auch von der Unternehmensleitung: Man möchte nach der „Corona-Zeit” nahtlos an die erfolgreiche Kulturprogramm-Reihe bei „Kunst Kultur Korn“ anknüpfen. Viele treue Besucher freuen sich schon darauf.
ROLF DIBA