ROTHENBURG – Das international bekannte Traditionsunternehmen für Weihnachtsartikel Käthe Wohlfahrt KG konnte das Insolvenzverfahren beenden und startet mit einigen Struktur-Veränderungen sowie zwanzig Entlassungen wieder durch. Firmenchef Harald Wohlfahrt freut sich, dass der Geschäftsbetrieb in Familienhand bleibt und nach der Sanierung „solide und gesund an die dritte Generation weitergereicht werden kann.”
Kurz vor Weihnachten 2020 hatte das Unternehmen mit der Insolvenz-Nachricht überrascht, was nicht nur für die Firmenpartner und Beschäftigten, sondern auch für die Stadt ein Schock war. Oberbürgermeister Dr. Markus Naser hatte gar von einem „Fanal für die Altstadt” gesprochen. Die Bedeutung der Firma für den Tourismus der Stadt und die Wechselwirkung ist unbestritten. Wohlfahrt-Werbung international ist zugleich Werbung für Rothenburg. Hoffnung hatte gemacht, dass es zunächst ein sogenanntes Schutzschirmverfahren war, bei dem die Aussicht auf Sanierung realistischer erschien.
Umso erfreuter konnte vor Tagen die Nachricht aufgenommen werden, dass es mit verhältnismäßig erträglichen Veränderungen nun weitergeht. Voraussetzung dazu war vor allem, dass die Gläubiger beim Amtsgerichtstermin am 10. März dem Insolvenzplan mit großer Mehrheit zugestimmt haben. Die ungesicherten Gläubiger sollen eine Insolvenzquote von 37 Prozent erhalten. Sachwalter Rechtsanwalt Volker Böhm spricht von einem guten Ergebnis mit überdurchschnittlicher Quote. Damit ist der Weg frei für die zügige Beendigung des gerichtlichen Verfahrens und die Fortführung des Geschäftsbetriebs durch die Familie Wohlfahrt.
Ladenschließungen und Entlassungen
Es werden 6 von 22 ständigen Läden in Deutschland geschlossen, darunter sind allein fünf Souvenirgeschäfte, so dass damit das Kerngeschäft des Weihnachts- und Geschenkartikel-Herstellers und Vertriebs kaum berührt ist. Es gelte das Geschäftsportfolio zu optimieren und sich verstärkt auf den Betrieb der „ganzjährigen Weihnachtswelten” auszurichten. An den internationalen Standorten in England, Spanien, Frankreich, Belgien und den USA werde festgehalten. Ebenso an den vielen saisonalen Verkaufsstellen im In- und Ausland.
Keine Immobilien-Verkäufe geplant
Der Laden am Grünen Markt (der wie geschlossen wirkt) bleibt, wird aber wie schon bisher nur saisonal ab Oktober als zusätzlicher Weihnachtsladen genutzt. Mit der notwendigen Gebäudesanierung im Altstadtzentrum wollte man schon letztes Jahr beginnen – aber aufgrund der finanziellen Auswirkungen ist die Rückstellung um drei Jahre nötig, wie Harald Wohlfahrt betont. In Rothenburg seien derzeit weder Verkäufe von Mühlen im Taubertal noch sonstige Gebäude-Verkäufe geplant. Auch das Lager in Neusitz bleibt bestehen. Wohlfahrt gehört zu den größten Immobilien-Besitzern in Rothenburgs Altstadt, wo man froh ist Haus-Eigentümer zu haben, die Gebäude erhalten und nutzen.
Die Erneuerung des Unternehmens sieht die Optimierung und die Straffung der Sortimente vor. Dazu gehört auch eine höhere Wirtschaftlichkeit durch verbesserte Abläufe und ein stärkeres Umsatzwachstum im Internet-Handel. Der hat bislang nur eine bescheidene Rolle gespielt, weil Wohlfahrt aus Prinzip auf den persönlichen Kundenkontakt in den Läden gesetzt hatte.