Breiter Konsens: Klinik-Standorte über den Verbund absichern

Breiter Konsens: Klinik-Standorte über den Verbund absichern

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Das Rothenburger Krankenhaus soll Zukunft haben. Foto © rolf diba
ROTHENBURG – Mit einer hoffnungsvollen Botschaft geht der Klinik-Verbund Anregiomed, der 2500 Mitarbeiter zählt, nach jahrelangen öffentlichen Auseinandersetzungen ins neue Jahr. Rechtzeitig zu Weihnachten legten alle Beteiligten aus Unternehmensführung und Verwaltungsrat ein Konzept für die künftige strategische Ausrichtung vor, das auch von den Kommunalpolitikern positiv gesehen wird. Die wichtigste Botschaft: alle Standorte werden erhalten und im Verbund abgesichert.

 

Seit letztem Frühjahr standen auch im Ansbacher Krankenhausverbund Corona-Anforderungen ganz oben auf der Aktualitätsliste. Für die einen ist die dezentrale Krankenhausversorgung in der Fläche bei solchen Pandemien umso wichtiger, aber es gibt wie immer auch andere Stimmen, die erst recht auf Zentralisierung und reine Spezialisierung setzen. Zu Jahresbeginn war jedenfalls noch nicht ganz klar, wohin die Anregiomed-Reise letztlich geht und über die Staatsregierung in München und den Krankenhausbedarfsplan erfolgten ohnehin weitere Bettenreduzierungen an Bayerns Krankenhäusern.

 

Nun scheint sich in den ganzen auch internen und politischen Auseinandersetzungen aber ein breiterer Konsens gefunden zu haben. So üben offenbar Vorstand und Verwaltungsrat sowie Kommunalpolitiker den Schulterschluss in der Anregiomed-Ausrichtung für die absehbare Zukunft. Hinter verschlossenen Türen wurde um Lösungen gerungen und man versuchte tragbare und vor allem finanzierbare Perspektiven aufzuzeigen. Alle sehen es als notwendig an „dass sich Anregiomed zur Sicherung der regionalen Versorgung beständig weiterentwickelt”,  sagt Landrat Dr. Jürgen Ludwig (CSU).

Spezialisiert und gut vernetzt

Näher beschreibt das Vorgehen der Vorstand Dr. Gerhard M. Sontheimer.  Man brauche „abgestimmte, spezialisierte und vernetzte Angebote in den Verbundeinrichtungen als Grundlage für die Qualität der Versorgung in der Fläche”.  Damit schaffe man die Voraussetzung für „die langfristige Sicherung der Standorte Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg ob der Tauber sowie der Praxisklinik Feuchtwangen”.
Das Klinikum in Ansbach, das derzeit 360 Planbetten zählt, soll seine Position als einziger Schwerpunktversorger in Westmittelfranken ausbauen. Sontheimer weiter: „Die Standorte Dinkelsbühl und Rothenburg nehmen weiterhin die Aufgabe als Grund- und Regelversorger wahr und sichern die Notfallversorgung”. Auf Rothenburg (derzeit noch 165 Planbetten) bezogen, liegen klare Aussagen zur Ausstattung auf dem Tisch. So gehörten auch künftig die „Leuchttürme“ des Leistungsangebotes dazu: die Kardiologie, die Allgemein- und Viszeralchirurgie, aber auch die Gynäkologie und die Geburtshilfe als fester Klinik-Bestandteil.

 

Was die im Moment verwaiste Elektrophysiologie (EPU) anbelangt, so betont der Anregiomed-Pressesprecher Rainer Seeger auf Nachfrage: „Wir halten weiter beide Herzkatheterlabore vor, aber leider ist die Suche nach einem Elektrophysiologen für Rothenburg bislang erfolglos geblieben. Trotzdem ist nicht geplant einen der beiden Messplätze abzubauen”. Inzwischen  sei der Linksherzkathetermessplatz am Klinikum Ansbach aber um eine EPU-Anlage erweitert worden.
In der Klinik Dinkelsbühl (145 Planbetten laut Bedarfsplan), sollen als spezielle Angebote die Gastroenterologie, die Schlaganfallversorgung und die elektive (wählbare) Orthopädie bleiben. Darüber hinaus sollen alle drei Krankenhäuser über die stationäre Versorgung hinaus in ihrer Funktion als Anlaufstelle für ambulante Untersuchungen und Behandlungen gestärkt werden, wie es heißt.

 

Dr. Sontheimer spricht in diesem Zusammenhang von einer Art „Gesundheits-Campus” als Bestandteil der neuen Struktur. Dazu wolle man möglichst alle bestehenden Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) an die Krankenhäuser verlagern. Dies  soll unnötige Wege für den Patienten ersparen und auch die Abläufe untereinander in den Einrichtungen verbessern. Gleichzeitig hätten die Patienten damit ein breiteres Leistungsangebot an einem Ort, „weil die Ärzte ihre Aufgaben zunehmend sowohl im stationären als auch im ambulanten Sektor wahrnehmen!”

Politiker stehen hinter den Plänen

Beim Klinikum Ansbach, für das Millionen ausgegeben wurden, strebt man den zügigen Abschluss der Bauarbeiten an, aber es soll auch in neue Medizintechnik investiert werden. Dabei wird auf weitere Digitalisierung medizinischer und administrativer Abläufe zwischen den Einrichtungen Wert gelegt – die Technik erleichtert das Zusammenwirken mehrerer Standorte sowie die Vernetzung mit den niedergelassenen Ärzten, die damit effizienter werden soll.
Sehr plakativ klingt jetzt die politische Aussage des Verwaltungsrats-Vorsitzenden und Landrats  Dr. Ludwig gemeinsam mit dem neuen Ansbacher OB Thomas Deffner für die Anregiomed-Träger Landkreis und kreisfreie Stadt, wenn sie hervorheben: „Unsere Krankenhäuser bleiben wohnortnah, mit einem guten und abgestimmten Leistungsangebot, stationär und ambulant, mit intensiver Verzahnung mit dem Rettungsdienst und den niedergelassen Ärzten, vernetzt in der Region und in kommunaler Trägerschaft!” Als „wichtigen Pfeiler” sieht man die Ausbildung des Nachwuchses in Medizin und Pflege an der Anregiomed-Akademie an.
Die politische Leitlinie unterstreichen auch der Oberbürgermeister aus Dinkelsbühl, Dr. Christoph Hammer und Rothenburgs neuer OB Dr. Markus Naser, der sich auf Nachfrage unserer Zeitung sehr hoffnungsvoll zeigte, dass man jetzt an einem Strang ziehe und das Krankenhaus im Verbund auf einen guten Weg gebracht habe. Dies geht freilich nur, wenn die Träger die Mittel aus Steuergeldern zur Deckung der Millionen-Defizite bereitstellen.

Schwierige Rahmenbedingungen

Verwiesen wird auf das Umfeld im Gesundheits- und Krankenhauswesen mit bundesweit schwierigen Rahmenbedingungen, wozu auch der Trend zu größeren Einheiten und weiterer Bettenreduzierung gehört. Die Kassen spielen eine wichtige Rolle, strenge Vorgaben wie z.B. die Mindestmengenvorgabe für bezahlte Behandlungen ließen nur wenig Spielraum, hinzu käme der Fachkräftemangel, aber auch ein starker Wettbewerb der Krankenhäuser untereinander.
Ohne Veränderungen lasse sich das Konzept nicht umsetzen, aber man wolle gemeinsam das Beste im Klinik-Verbund erreichen. In Corona-Zeiten hat sich der Verbund bereits bewährt, nun wird sich zeigen müssen wie sich die gesetzten Ziele schrittweise verwirklichen lassen, um Anregiomed mit allen Standorten sicher in die Zukunft zu führen und vor allem die Ausgaben zu finanzieren.
 ROLF DIBA

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