ENDSEE – Der kleine Ort Endsee an der Autobahnausfahrt der A 7 macht erneut von sich Reden. Dafür sorgt auch diesmal der aus Archshofen stammende erfolgreiche Unternehmer Gerold Wolfarth. Jetzt hat er einen einzigartigen Elektroauto-Ladepark in Kombination mit vielfältiger Erlebnisqualität und einem regionalen Produktangebot kreiiert. Der Ladevorgang soll zum willkommenen Zwischenstopp werden. Es ist aber erst der Start in die neue „bk World”, denn die nächsten fünf Jahre sind 300 ähnliche Ladeoasen in ganz Europa vorgesehen.
Um Superlative ist man im Unternehmen noch nie verlegen gewesen: „Wir schreiben heute in Endsee Geschichte”, begrüßte Gerold Wolfarth die Gäste aus Wirtschaft und Politik zur Objekteinweihung. Zusammen mit Marc Arnold hat er das neue Unternehmen gegründet und in wenigen Monaten das Projekt entwickelt. Bei einem Ladestopp in der Nacht sei die Idee das besser zu machen geboren worden, erzählten die beiden Manager.
Seit Tagen kann nun im Gewerbegebiet Endsee bei Rothenburg der erste neuartige Ladepark der dafür gegründeten bk World GmbH angesteuert werden. Dabei ist der E-Auto-Marktführer Tesla der Partner und stellt zwanzig „Superlader”, was nur bis 30 Minuten Aufenthalt nötig macht. Wer ein anderes Fabrikat fährt, der findet aber sonst im Landkreis auch eine wachsende Zahl an Ladestationen unterschiedlichster Betreiber, so in der Tauberstadt und ebenso auf Kreisgebiet an der Autobahn A 6.
Ideale Firmenkooperation
Schon seit 21 Jahren befindet sich das Dachunternehmen, die bk Group AG mit Firmensitz in Endsee auf Erfolgskurs (über 200 Beschäftigte). Man hat sich als führender Generalunternehmer für schlüsselfertigen Objektausbau inklusive Rundum-Betreuung in ganz Europa einen Namen gemacht, ist tätig für große Marken und den breiten Einzelhandel. Dabei wird mit etwa 11.500 Partnerunternehmen zusammengearbeitet, über 5000 Projekte sind in Betreuung. Ideale Voraussetzung um die Ideen für die neue Tochterfirma bk World mit umzusetzen.
Nicht länger als Zeitverschwendung solle der Autofahrer seine Ladepause empfinden. Das wird ihm auf dem großzügigen Gelände durch holzverschalte Würfelbauten (genannt Cubes) mit vielversprechendem Inhalt geboten: es gibt dreißig regionale Produkte, ein eigenes „gesundes“ Essens-Angebot versprach der darauf spezialisierte Investor Marcell Jansen. Der Einzelhandel soll von den Möglichkeiten profitieren, man arbeite bewußt nicht mit Großkonzernen zusammen. Zur loungeartigen einladenden Atmosphäre gehören kleine Büro-Ecken (mit Technik und Internet) für Gespräche, ein Kinderspiel-Bereich und Sanitäranlagen. Die kleinste Version einer bk World umfaßt fünfzig Quadratmeter. und alles ist rund um die Uhr geöffnet.
Regionale Produkte in Selbstbedienung
Alles ist auf automatisierte Selbstbedienung eingerichtet, nur für Sauberhaltung und Betreuung der Anlage gibt es das nötige Personal. Der Clou aber ist das Cube-Konzept, denn die Bauten aus Fichtenholz stehen nur auf Punktfundamenten, sind beliebig erweiterbar und können an jedem Standort nach Bedarf mitwachsen, auch gedreht und versetzt werden. Hier entstehe ein autarkes System, das überdies rein digital bedienbar ist, erläutert Wolfarth. Natürlich sei die bk World „über die ganze Lebensdauer klimapositiv” ausgerichtet. Dass „ganzheitlich nachhaltig gedacht wird’ mache das Projekt so bemerkenswert, sagte Dr. Torsten Weber, Professor dieses Fachgebiets.
Oberbürgermeister Dr. Markus Naser konnte sich ebenso wie Steinsfelds Bürgermeisterin Margarita Kerschbaum darüber freuen, dass die gute kommunale Zusammenarbeit im “Zweckverband Gewerbepark Rothenburg und Umland” mit seinen sechs Gemeinden plus Stadt gut funktioniert. Man setzt darauf, dass weitere innovative Betriebe ansiedeln, zumal Wolfarth an vielversprechenden Startups beteiligt ist. Stellvertretender Landrat Stefan Horndasch meinte, Elektromobilität brauche noch mehr solche „Pioniere mit Ideen und Tatkraft“.
Weitere Vorhaben
Als das „Enfant terrible der Politik“ wurde der bekannte CDU-Politiker Wolfgang Bosbach vorgestellt, der schmunzelnd darauf meinte: „Ich selber halte mich für einen Geradeausdenker und komme von den Guten!” Gerald Wolfarth schätze er wegen seiner Ideen und seinem Talent zu überzeugen: „Wenn einer dem Papst ein Doppelbett verkaufen kann, dann ist das er!”
Auch ansonsten tut sich ständig Neues in der bk Group. So wurde im März das Leitungsgremium auf vier Manager erweitert, im Mai freute man sich über die Übergabe eines Innovationspreises und Mitte September soll es wieder eine große Roadshow für Startups und Mittelstand („The Grow”) in Endsee mit vielen Ausstellern und Prominenz geben.
Was die reine E-Mobilität anbelangt, so liegt der Anteil deutschlandweit erst bei 1,3 Prozent aller zugelassenen Personenwagen mit steigender Tendenz. Er soll bis 2030 auf über 24 Prozent steigen. Es wird erwartet, dass es ein wachsendes Netz von Ladestationen vor allem außerhalb der Ballungszentren geben wird. Da aber möchte man bundes- und europaweit mit der bk World entscheidend mitmischen und schon bald weitere Standorte eröffnen. ROLF DIBA