ROTHENBURG OB DER TAUBER – Nicht nur in der Rothenburger Künstlerszene ist er eine Größe, sondern weit darüber hinaus: Eiichi Takeyama zeigt mit seiner aktuellen großen Ausstellung „Seelen- und Landschaftsbilder”, dass er künstlerisch ganz oben steht. Abstraktion und Gegenständliches verwischen sich bei ihm oft zu ganz neuen einfühlsamen Kreationen. Und vor allem läßt er Rothenburgs Altstadt in einer emotional geprägten eigenwilligen Sicht erstrahlen.
Seit dem Wochenende ist die Werkschau im Rathausgewölbe zu bewundern. „Rothenburg hat einen herausragenden japanischen Künstler”, stellte Bürgermeister Kurt Förster in seiner Begrüßung zur Vernissage fest und verwies auf den Werdegang des Japaners, der vor 26 Jahren die Tauberstadt zu seiner Wahlheimat gemacht hat. Noch heute erzählt er wie er als Tourist damals die Stadt kennenlernte, von der Doppelbrücke im Taubertal hinauf blickte und von der historischen Silhouette so beeindruckt war, dass es eine spontane Liebe wurde.
Die Emotionalität, die ihn an Rothenburg band, drückte sich seit dieser Zeit zunehmend in seinen unzähligen Werken aus. Es sind Seelenbilder in Farbe auf Leinwand gebannt. Seine Farbkompositionen wirken bisweilen wie Traumbilder. Dabei ist sein Spektrum schon immer groß und reicht von Ölgemälden und Acryl über Zeichnungen bis zu Radierungen.
Anklänge Picassos
„Ich werde Picasso” sagte er schon in einer seiner ersten Ausstellungen. Einzelne Arbeiten im Rathausgewölbe mögen an den großen Spanier erinnern, aber wesentlicher ist doch, dass es echte eigenständige „Takeyama” sind, die da an der Wand hängen. Seine Emotion drückt sich in phantasievollen Kreationen aus, Gemälden, denen der Betrachter ihre Reife ansieht. Und vor allem haben seine Rothenburg-Darstellungen der Winkel und Gäßchen, der Türme und Erker überhaupt nichts mit den üblichen Motiven zu tun, wie man sie in Touristenläden vielfach findet. Seine Sicht der Dinge hat eine ganz eigene künstlerische Ausdrucksform, impressionistisch und kubistisch wirkt einiges. Romantische Motive sind weit entfernt von jedem kitschigen Anklang.
„Man könnte sagen, dass er die Stadt nicht nur abbildet, sondern sie lebt”, sagte die Kulturbeauftragte Franziska Krause in ihrer Werkeinführung. Takeyama trete durch seine Kunst „in einen Dialog mit den Mauern”, so dass er seinen ganz eigenen künstlerischen Zugang zur historischen Stadt finde. Der Künstler selbst zeigte sich dankbar für die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wird, vor allem auch die Unterstützung durch die Stadt, dessen Oberbürgermeister die Schirmherrschaft übernommen hat. Auch bei den für Rothenburg touristisch und kulturell so wichtigen Japan-Kontakten hat Eiichi Takeyama immer wieder eine wichtige Rolle gespielt.
In Tokio und München ausgestellt
Der heute 82jährige sympathische Künstler wurde in Asakusa geboren und macht bereits seit 1994 mit seinem eigenen Atelier in Rothenburg von sich reden. Schon seit 1967 konnte er durch Ausstellungen Aufmerksamkeit finden, so unter anderem in Tokio, München und Düsseldorf. Als Mitglied japanischer und internationaler Kunstvereinigungen ist er ein Begriff, der Rothenburger Künstlerbund darf sich glücklich schätzen ihn zu den – heute nur noch wenigen – Malern in seinen Reihen zählen zu können. Für das Verständnis von westlicher und östlicher Kunst hat er seinen Beitrag geleistet, man erinnert sich dazu an die frühere japanische Sonderausstellung in der Gewerbehalle.
Landschaft, Stadt und Natur verschmelzen bei Eiichi Takeyama manchesmal zu einer Einheit, die umfassende Ausstellung bekommt ihren Reiz auch durch (abseits der faszinierenden Rothenburg-Variationen) rein abstrakte Werke, Elemente von Picasso oder Matisse sind zu erkennen. Und Gemälde wie zum Beispiel „Zwei Frauen und eine Katze” haben ihre ganz eigene ausdrucksstarke Sprache. Manchmal wirken sie sehr meditativ, immer aber friedlich und versöhnlich.
Im Gespräch wird deutlich wie sehr der Künstler in Rothenburg sein zuhause gefunden hat, unterstützt von seiner Frau ist ihm sein Atelier und Laden in der Herrngasse wesentlicher Lebensinhalt,, abgesehen von seinem Hobby, dem Tennissport, in dem er sich manche Meriten verdient hat. „Jeden Tag male ich, es gibt immer neue Inspirationen und dazu gehört auch die Musik”, erzählt er. Immer wieder Neues zu entdecken und künstlerisch zu bearbeiten, solange es geht, das bleibt sein Credo, dabei kommt seine Aufgeschlossenheit und das freundliche Wesen von innen, wovon auch seine Bilder leben.
Die Ausstellung ist bis 10. September 2019 montags bis samstags von 9.30 bis 18 Uhr, sonntags von 10.30 bis 17 Uhr geöffnet, Eintritt frei.
ROLF DIBA